Geologischer Aufbau

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Geologie des Gemeindegebietes der Marktgemeinde Lichtenau im Waldviertel

Das Gebiet der Marktgemeinde Lichtenau wird zur Gänze von der Böhmischen Masse, einem kristallinen Grundgebirge eingenommen, das hier aus der tektonischen Großeinheit dem Moldanubikum besteht. Diese Großeinheit ist ihrerseits in verschiedene Untereinheiten sowie Teildecken untergliedert, die im Gemeindegebiet zum Großteil aus verschiedenen Gneisen, Glimmerschiefern sowie aus weit verfolgbaren Zügen, Linsen sowie Einschaltungen von Ultrabasiten (Serpentiniten), Marmoren, Amphiboliten u.v.m. bestehen.

Die generelle Streichrichtung der Gesteinszüge verläuft NNE-SSW. Von den Untereinheiten treten im Gemeindegebiet von Westen nach Osten, bzw. Liegenden zum Hangenden auf: Die Ostrong-Einheit mit der Monotonen Serie (westl. von Jeitendorf sowie Gloden), die Drosendorfer-Einheit mit der Dobragneisserie (Jeitendorf, Gloden, Groß-Reinprechts) und der Bunten Serie (Scheutz, Lichtenau, Brunn/W., Wurschenaigen, Taubitz), sowie die Gföhler Einheit mit der Raabser Serie (ca. 1 km östl. Brunn/w.).

Ganz im Westen von Lichtenau in einer Breite von etwa 1 km bildet ein vorwiegend eintönig ausgebildeter Paragneis der Monotonen Serie den Untergrund. Daran schließt der sogenannte Dobragneis an. Dieser Gneis besteht im wesentlichen aus einem deutlich gebankten Orthogneis (=Granitgneis) und weist Lagen von Amphibolit auf. Er bildet die Basis der gegen Osten zwischen Persenbeug, Mühldorf, Spitz, Marbach, Krumau bis Drosendorf und weiter über die Staatsgrenze sowie im mittleren Bereich des Gemeindegebiets von Lichtenau auftretenden Bunten Serie.

Der die Hauptmasse der Bunten Serie bildende Paragneis bis Glimmerschiefer ist mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Gesteinstypen, wie z.B. Quarzite, Marmore (ein relative mächtiges Marmorband zieht durch die KG. Brunn/Wald), Amphibolite, Graphite, Graphitschiefer, die zum Teil in schmalen, parallel zum Streichen der Gesteine verlaufenden Zügen weit verfolgbar sind, vergesellschaftet.

Die Vielzahl der vorkommenden Gesteinesarten ist auch namensgebend für diese Serie. Weiter im Osten schließen die Gesteine der Raabser Serie an, Gneise, die reich an grünen bis fast schwarzen Amphiboliten sind. Im Bereich der Hochfläche zwischen Lichtenau und Allentsgschwendt befindet sich über dem Kristallin eine meist mächtige Überlagerungsdecke aus Lehm mit Gesteinsgrus, örtl. groben, braunen Quarzschottern.

Von wirtschaftlicher Bedeutung sind vor allem die in der Natur besonders markant in Erscheinung tretenden Marmorzüge, die in der Vergangenheit, zum Teil noch jetzt, in großen Steinbrüchen abgebaut wurden und werden und unter den Handelsnamen "Wachauer Marmor" oder "Waldviertler Marmor" bekannt sind. Derartiger Marmor wird derzeit von der Fa. Malaschofsky in der KG Brunn a. Walde abgebaut. In früherer Zeit waren auch die oft in der Nachbarschaft von Marmoren anzutreffenden Graphitschiefer und -gneise von einiger Bedeutung, die zur Gewinnung von Graphit vor allem für die Stahlindustrie herangezogen wurden.

Bereits seit Jahrzehnten stillgelegte Graphitabbaue befanden sich nordöstlich nahe der Ortschaft Wurschenaigen. Verwendete Unterlagen: A.Tollmann, Geologie von Österreich, Bd 2, 1985 G.Fuchs, Jahrbuch d. Geol. Bundesanstalt, 1976 Geol. Karten ÖK 19, 20, 36, 37, Geol. Bundesanstalt Erläuterungen zu Blatt 36 Ottenschlag, Geol. Bundesanstalt, 1990 Erläuterung der Fachausdrücke: Paragneise: sind eine der verbreitetsten Gesteinsarten in der Monotonen und Bunten Serie, sie bilden gewissermaßen die Grundmasse, in der die begleitenden Gesteine eingelagert sind.

Man findet in den Paragneisen der Bunten Serie eine Vielfalt von Typen, welche lagen- und bankweise wechseln. Die unterschiedliche Ausbildung, welche sich vor allem im Quarz-Feldspat-Glimmerverhältnis, Korngröße und Schiefrigkeit ausdrückt, ist durch die Entstehung aus ursprünglich sedimentären Ablagerungen bedingt. Orthogneise (=Granitgneis): Gneise mit vorwiegend granitischer Zusammensetzung. Amphibolite: klein- bis mittelkörnige, deutlich schiefrige Gesteine, welche meist gebankt sind und dank ihrer Härte häufig massive Felspartien bilden.

Ihre Farbe ist dunkelgrün, manchmal fast schwärzlich. Teils mit Gneisen wechsellagernd. Serpentinite: dunkelgrüne, bröckelig-stückig zerfallende dichte Gesteine, deren Oberfläche bei der Verwitterung ausbleicht. Sie finden sich im Waldviertel nur in der Gföhler Einheit. Quarzite: Metamorphe quarzreiche Sedimentgesteine, die in der Bunten Serie, besonders in der marmorreichsten Zone verbreitet sind und sehr häufig direkt an die Marmorzüge anschließen und deren Hangendes oder Liegendes bilden.

Marmore: metamorphe Karbonatablagerungen, bankige bis massige Gesteine, fein- bis grobkörnig. Erreichen mehrere Zehnermeter Mächtigkeit und sind vielfach über große Entfernungen im Streichen verfolgbar. Gegen die Ränder zu gehen die Marmore häufig in Kalksilikatgesteine über. Graphitschiefer: Gneise bis Glimmerschiefer mit mehr oder weniger großem Gehalt an Graphit. Sie wurden bei entsprechendem Graphitgehalt häufig abgebaut. Gesteinsgrus: Verwitterungsprodukt der Gneise bzw. Glimmerschiefer. Hangendes: oben, überlagerndes Gestein. Liegendes: unten, unterlagerndes Gestein.